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Fritz Bauer - Jurist im Dienste der Humanität

Nur wenige Juristinnen und Juristen in der jungen Bundesrepublik besaßen den Mut, die Ausdauer und die moralische Klarheit, den bestürzenden Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus zu thematisieren, juristisch aufzuarbeiten und mit den Mitteln des Rechts zu beantworten. Fritz Bauer (1903-1968) war einer dieser wenigen Juristen und gilt als Initiator des sogenannten Auschwitz-Prozesses.

schwarz-weiß Aufnahme von Fritz
Quelle: Stefan Moses, München

Das Bundesministerium der Justiz fühlt sich seinem Andenken deshalb besonders verpflichtet. Fritz Bauer stritt im Westdeutschland der Nachkriegszeit unermüdlich für die juristische Ahndung des nationalsozialistischen Unrechts. Es ging ihm nicht um Vergeltung, sondern um die Aufarbeitung des Geschehenen. Die im Namen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes begangenen Taten sollten im Gerichtssaal sichtbar gemacht werden. Für die für den Nationalsozialismus so charakteristische Verbindung von Bürokratie und roher Gewalttätigkeit hatte Fritz Bauer einen klaren Blick. Nicht nur jene Täter, an deren Händen Blut klebte, sondern auch die an den Schreibtischen, sollten zur Verantwortung gezogen werden.

Hartnäckig setzte sich Fritz Bauer gegen eine in der deutschen Nachkriegsgesellschaft immer schon präsente „Schlussstrichmentalität“ ein. Der in den 1960er-Jahren geführte Frankfurter Auschwitz-Prozess ist maßgeblich der Tatkraft Bauers zu verdanken.

Für die deutsche Öffentlichkeit waren diese Prozesse ein einschneidendes Ereignis. Schonungslos und unverstellt wurde sie mit ihrer eigenen nationalsozialistischen Vergangenheit und deren Verbrechen konfrontiert. Bei vielen führte dieser Blick in die Vergangenheit zu Beschämung und Erschütterung. Für die deutsche Erinnerungskultur hat Fritz Bauer Herausragendes geleistet.

Als streitbarer Mahner war Fritz Bauer in der Öffentlichkeit seinerseits umstritten. Auch in den eigenen Reihen der Justiz stieß er teilweise auf erhebliche Ablehnung, die bis hin zu offener Anfeindung reichte. Davon unbeirrt setzte er sich unerschrocken und unter erheblichen persönlichen Opfern für die Gerechtigkeit und für die Würde aller Menschen ein.

Über sich selbst hat Fritz Bauer einmal mit dem Satz Auskunft gegeben: „Ich wollte ein Jurist sein, der dem Gesetz und Recht, der Menschlichkeit und dem Frieden nicht nur Lippendienst leistet.“ Diese Haltung kann man nur als vorbildlich bezeichnen. Denn eine rechtsstaatliche Ordnung, Menschlichkeit und Frieden sind Voraussetzung jedes lebenswerten Miteinanders.

Der Einblick in die Biographie und die Lebensthemen Fritz Bauers kann uns dafür sensibilisieren, dass es an jeder Einzelnen und jedem Einzelnen ist, sich Hasskriminalität, Nationalismus und Extremismus aller Art mit Nachdruck entgegen zu stellen, um in Frieden leben zu können.

Fritz Bauer – Jurist im Dienste der Humanität

Nur wenige Juristinnen und Juristen in der jungen Bundesrepublik besaßen den Mut, die Ausdauer und die moralische Klarheit, den bestürzenden Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus zu thematisieren, juristisch aufzuarbeiten und mit den Mitteln des Rechts zu beantworten.

Fritz Bauer – Jurist im Dienste der Humanität

Das Hörbuch

Adolf Eichmann war in den 1950er Jahren einer der meist gesuchten NS-Verbrecher. Als Leiter des Reichssicherheitshauptamts war er verantwortlich für die Verfolgung, Deportation und Ermordung von schätzungsweise sechs Millionen europäischen Juden. Im Mai 1960 wurde Eichmann schließlich vom israelischen Geheimdienst in Argentinien gefasst und nach Israel gebracht, wo ihm 1961 der Prozess gemacht wurde. Welche Rolle Fritz Bauer beim Auffinden Eichmanns zukam, war lange unbekannt. Wäre es ohne das Engagement Fritz Bauers je zur Verhaftung Eichmanns gekommen?

Audio , 10. September 2021

Nach 1945 war der Nationalsozialismus nicht auf einmal völlig verschwunden. So führte unter anderem der rechtsextremistische Politiker Otto Ernst Remer seine nationalsozialistische Agitation in der Bundesrepublik fort. Er leugnete in öffentlichen Veranstaltungen den Holocaust und bezeichnete die Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 als „Landesverräter“. Es war Fritz Bauer, der Remer am Landgericht Braunschweig wegen übler Nachrede anklagte.

Audio , 10. September 2021

Auschwitz steht heute für das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Bis Anfang der 1960er Jahre war Auschwitz hingegen vielen Deutschen kein Begriff. Dies änderte sich schlagartig im Dezember 1963 als der von Fritz Bauer initiierte große Auschwitz-Prozess vor dem Landgericht Frankfurt begann. Auf der Anklagebank saßen 22 Angeklagte.

Audio , 10. September 2021

Rachsüchtig. Das war Fritz Bauer nicht, auch wenn ihm dies von seinen Gegnern zuweilen vorgeworfen wurde. Bauer, der am 16. Juli 1903 in Stuttgart als Sohn liberaler jüdischer Eltern geboren wurde und sich selbst wohl eher als Atheist verortete, wollte zeigen, dass das neue, demokratische Deutschland es schafft, seine eigene Geschichte aufzuarbeiten. Zum Auschwitzprozess sagt Bauer einmal: „Der Prozess soll der Welt zeigen, dass ein neues Deutschland, eine deutsche Demokratie gewillt ist, die Würde eines jeden Menschen zu wahren.“

Audio , 10. September 2021

Fritz Bauer hatte stets das Präventionsprinzip im Strafrecht vor Augen: „Kein Vernünftiger straft, weil gefehlt wurde, sondern damit nicht mehr gefehlt werde.“ Strafrichter sollen nur noch nach vorne schauen, sonst nichts. Bauers Lebensthema in der Praxis ist dann jedoch – der Blick in die Vergangenheit. Wie passt das zusammen? Nutzte Bauer den Zuschauerraum in den Gerichten, um den vielen Mittätern und Verantwortlichen ihre Schuld vor Augen zu führen? Bestand die Prävention in der Auseinandersetzung mit der festgestellten Schuld der anderen?

Audio , 10. September 2021

Fritz Bauer sagte einmal: „Über jedem Gesetz und über jedem Befehl gibt es noch etwas, was unverwüstlich und unzerstörbar ist, die klare Erkenntnis, dass es gewisse Dinge gibt, die man auf Erden nicht tun kann. Einmal, weil sie in den zehn Geboten verboten sind, und dann natürlich, weil sie wider alle Religion und Moral sind.“

Audio , 10. September 2021

Auch verfügbar bei:




Der Fritz Bauer Studienpreis

Das Bundesministerium der Justiz hat den „Fritz Bauer Studienpreis für Menschenrechte und juristische Zeitgeschichte“ ins Leben gerufen. Der Preis erinnert an Fritz Bauer, den Initiator des Frankfurter Auschwitz-Prozesses. Mit dem Preis werden herausragende deutschsprachige Arbeiten des rechtswissenschaftlichen Nachwuchses ausgezeichnet, die von einer deutschen Hochschule als Dissertation angenommen wurden und die sich mit Leben, Werk oder Lebensthemen Fritz Bauers befassen.

Weitere Informationen, Anmeldeformulare und Broschüren zum Studienpreis finden Sie hier.

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